Geförderte Projekte
Mittelverwendung im Jahr 2020/21
Im Schuljahr 2020/21 erhielt die Waldorf-Stiftung 70 Förderanträge, 55 Projekte wurden gefördert. In der Liste Ausschüttung 2020 sind alle geförderten Projekte aufgeführt.
Nachfolgend werden die Projekte vorgestellt, die mit größeren Beträgen (ab 10.000 EUR) gefördert wurden.
Projekte der Forschungsstelle
Die Förderung der Pädagogischen Forschungsstelle beim BdFWS sehen wir als eine wesentliche Aufgabe an. Die Forschungsstelle initiiert und betreut Projekte zur Weiterentwicklung der Waldorfpädagogik und gibt Handreichungen zu einzelnen Unterrichtsgebieten heraus. Sie betreibt hierzu auch einen eigenen kleinen Verlag. Die Homepage der Forschungsstelle gibt einen guten Überblick über die einzelnen Aktivitäten. Die Forschungsstelle hat die Zuwendung zur Finanzierung der folgenden Projekte eingesetzt:
Michael Zech: "Arbeitsbuch zum Geschichtsunterricht" (15.000 €)
Ein Arbeitsbuch für Schüler:innen sowie dazu eine Handreichung für Lehrer:innen wird erarbeitet. Es soll die Klassenlehrer:innen darin unterstützen, die jüngere Geschichte im Sinne des Waldorflehrplans zu unterrichten und den Unterricht schülerzentriert und die Aktivität der Schüler:innen fördernd zu gestalten. Dem erwachenden Interesse der Schüler:innen soll mit dem Material der Anstoß gegeben werden, selbst weiterzulesen und zu recherchieren. Mit seinem multiperspektivischen und globalgeschichtlichen Ansatz ist das Arbeitsbuch eine Pionierarbeit, die den Geschichtsunterricht der Waldorfschulen in das 21. Jahrhundert stellt, indem sie die Kompetenz zum Dialog der Geschichten in einer kulturell diversen Menschheit aufbaut.
Ben Büttner: "Parzival" (25.000 €)
Der im Mittelhochdeutschen verfasste Versroman Parzival von Wolfram von Eschenbach ist das zentrale Thema im Deutschunterricht der 11. Klasse. Er soll jetzt so neu übersetzt werden, dass die Eigenheit dieses mittelalterlichen Textes wirklich zur Geltung kommt und sich den Schüler:innen und ihren heutigen Lesegewohnheiten besser erschließt als dies die vorhandenen Übersetzungen leisten können. Das Werk umfasst etwa 25.000 paarweise gereimte Verse, die aus dem Mittelhochdeutsch neu übersetzt werden müssen. Der Autor ist seit 14 Jahren als Oberstufenlehrer für Deutsch und Geschichte an einer Waldorfschule tätig und muss für diese aufwendig Übersetzungsarbeit teilweise vom Unterricht freigestellt werden, was den relativ hohen finanziellen Aufwand erklärt.
Sven Saar: "Beziehungskunst" (10.000 €)
In der Handreichung für Lehrer:innen werden Themen aufbereitet, die den Sexualkundeunterricht um Fragen der Gestaltung menschlicher Beziehungen erweitern.
BdFWS / Seminar Kassel
Jugendsymposien 2020/21
Die Symposien richten sich an Schüler:innen der oberen Klassen. Die Schüler:innen müssen sich mit einem eigenen Essay über das jeweilige Thema des Symposions um eine Teilnahme bewerben. Zu den Symposien sind namhafte Wissenschaftler:innen und Kulturschaffende eingeladen, die zu den Themen referieren.
Im Schuljahr 2020/21 fand ein Symposion zum Thema „Erleben konkret“ statt, an dem u. a. Harald Lesch als Referent teilgenommen hat. Das zweite Symposion im Juni 2021 fand zum Thema „Conditio humana“ mit der amerikanischen Autorin und Literaturwissenschaftlerin Siri Hustvedt sowie Hartmut Rosa und Thomas Fuchs als Referenten statt. Zu diesem Symposion war coronabedingt ein großer Teil der Teilnehmer:innen online zugeschaltet, was ermöglichte, dass auch Waldorfschüler:innen aus den USA und asiatischen Ländern mit teilnehmen konnten. Die Jugendsymposien werden von uns regelmäßig gefördert.
Graduiertenkolleg / Promotions-Stipendium
Das Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik ist an der Alanus Hochschule angesiedelt. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Forschungsfragen im Gebiet der Waldorfpädagogik systematisch aufzuarbeiten und dadurch die Waldorfpädagogik wissenschaftsbasiert in den akademischen Diskurs zu integrieren. Es soll neben dem Standort der Alanus Hochschule ein Netzwerk an Universitäten entstehen, an denen Stipendiat:innen des Kollegs Promotionen zu waldorfpädagogischen Themengebieten durchführen können.
Neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Waldorfpädagogik ist ein wesentliches Ziel, akademisch qualifizierte Nachwuchskräfte für die Waldorflehrerseminare und Hochschulen zu gewinnen. Mit dem Stipendium wurde die Promotion eines Waldorflehrers gefördert, der nach Abschluss seiner Promotion in die Waldorflehrer:innenausbildung wechseln wird. Die Promotion befasst sich mit dem Thema „Interdisziplinärer Unterricht in der Mittelstufe“. Für die Promotion hat der Kollege über drei Jahre eine teilweise Freistellung vom Unterricht, die finanziert werden muss.
Pädagogische Einführung für die Waldorfberufsanfänger:innen (PE)
Die Arbeitsgemeinschaft der Waldorfschulen in NRW verhandelt mit dem Ministerium für Schule und Bildung NRW (MSB), um die Pädagogische Einführung von zukünftigen Waldorflehrer:innen in eigener Verantwortung übernehmen zu können. Die Vertreter:innen des Ministeriums haben in Aussicht gestellt, dass bei Vorlage eines Konzeptes gemäß den staatlichen Vorgaben das Institut für Berufseinführung (IfB) einem staatlichen Zentrum für schulpraktische Lehrer:innenausbildung gleichgestellt wird und die Pädagogische Einführung (PE) dann eigenverantwortlich durchführen kann. Der Vorteil besteht u.a. darin, dass dann innerhalb der PE zusätzlich zu dem staatlich vorgegebenen Curriculum eine fachbezogene, waldorfspezifische Fortbildung an Waldorfseminaren integriert werden kann. Die Förderung dient der Ausarbeitung des geforderten Konzeptes.
BdFWS / Waldorfcoaching-Projekt
Das Projekt wurde auch im Vorjahr von uns gefördert. Es geht um das Coaching von Berufsanfänger:innen an Waldorfschulen. Ziel ist es, die Abbrecher:innenquote der Berufseinsteiger:innen im ersten Jahr zu senken und gleichzeitig den sich einarbeitenden Lehrerinnen und Lehrern eine professionelle Haltung zu vermitteln. Auf Grund der sehr positiven Resonanz im ersten Jahr der Durchführung haben wir beschlossen, dieses Pilotprojekt auch im zweiten und dritten Jahr der Erprobung zu fördern.
Freie Schule Laubenhöhe / Förderung Schulaufbau
Die Schule befindet sich in Mörlenbach (Odenwald) und ist im Aufbau begriffen. Das Schulkonzept ist handlungspädagogisch orientiert. Die Kinder haben von der ersten Klasse an neben dem Unterricht praktische Aufgaben wie z. B. die Versorgung und Pflege von Tieren, die Mitarbeit bei der Geländepflege sowie im Garten. Der Bereich Gartenbau/Landwirtschaft soll zu einem Schwerpunkt ausgebaut werden.
Die Ausstattung der neu errichten Pavillons (Klassenräume) sowie die Anschaffung eines Bauwagens, der als Lehrer:innenzimmer genutzt werden soll, wurde mit der Zuwendung gefördert.
Neue Waldorfschule Dresden / Oberstufe / Berufspraktische Bildung
Die 2013 gegründete Schule ist noch im Aufbau. Ihr Profil als inklusive, handlungspädagogisch orientierte Ganztagsschule wird gut angenommen. Im Schuljahr 2021/22 wird der Aufbau der Oberstufe vorbereitet. Ein Schwerpunkt soll ein berufspraktisches Ausbildungssystems sein. Schulische und berufliche Bildung sollen eine Einheit bilden. Berufliche Grundkenntnisse und Erfahrungen werden bereits jetzt mit praxisbezogenen Arbeitsprojekten am wöchentlichen „Praxisfreitag“ ab Klassenstufe 7 angelegt. Durch die Einrichtung einer Stelle für einen Berufspädagogen oder eine Berufspädagogin soll dieser Bereich weiter ausgebaut und professionalisiert werden. Die Förderung unterstützt die Vorbereitung des Oberstufenaufbaus.
BdFWS / Qualitätsoffensive
Initiiert vom Vorstand möchte dieses Projekt die Qualitätsentwicklung in den Schulen verstärken. Zu diesem Zwecke wurde das Instrument "Interview mit sich selbst" entwickelt, mit dem Kollegien auf einfache Weise die Qualität ihrer Schule selbst evaluieren können. Das Projekt befindet sich in der Entwicklungsphase, in der das Instrument erprobt und optimiert wird. Eine Koordinationsstelle, ein Mentoring sowie eine Internetplattform sind im Aufbau.
BdFWS / Zukunft machen ZuMa
ZuMa – Zukunft machen ist eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Frage befasst: Wie können Zukunftsimpulse in der Waldorfpädagogik aufgegriffen, (weiter)entwickelt und umgesetzt werden? Das Projekt versteht sich als ein Raum, welcher den Austausch und die Begegnungen von Kolleg:innen verschiedener Schulen ermöglicht, um gemeinsam Zukunftsideen zu entwickeln. Die Kerngruppe der Initiative hat sich vorgenommen, Einzelne zu ermutigen, an ihrer Schule initiativ zu werden und Verbündete für Veränderungsprozesse zu suchen.
In gemeinsamen Workshops werden Ideen ausgetauscht und weiterentwickelt. Die Gruppe ist 2020 gestartet und bereits auf 20 Teilnehmer:innen angewachsen und soll sich in einem „Schneeballsystem“ von der Basis aus weiter verbreitern.
Goetheanum / Fachkonferenz für Eurythmie, Heileurythmie, Sprachgestaltung
In 2021 und in 2022 wird jeweils eine internationale Fachkonferenzen durchgeführt. Dabei handelt es sich um die zentralen Fortbildungsveranstaltungen für die Fachkolleg:innen der deutschen Waldorfschulen, die in diesen Bereichen arbeiten.
Alanus Hochschule / Zertifikatskurs Medienbildung
Im Zertifikatskurs kann auf sechs Jahre Erfahrung in der Ausbildung zum "ECHT DABEI Coach" zurückgegriffen werden. Es werden hier Multiplikator:innen u.a. dafür qualifiziert, ihrerseits pädagogische Fachkräfte weiterzubilden. Mit der Zuwendung wurden die Teilnahmegebühren für drei Dozent:innen von berufsbegleitenden Waldorflehrer:innenseminaren übernommen.
Seminar Witten / Stipendienfonds
Der Fonds vergibt Stipendien an Studierende des Waldorf-Seminars in Witten.
Freie Hochschule Stuttgart / Deutschland Stipendien 2021
Mit dem Deutschlandstipendium kann die Hochschule Stuttgart aktuell sechs Studierende mit mtl. 300 € fördern. Der Aufwand von insgesamt 21.600 € für sechs Studierende wird zu 50% staatlich gefördert. Bedingung der staatlichen Förderung ist, dass die Hochschule die anderen 50% als Spende einwerben kann. Diesen Anteil haben wir übernommen.
Seminar Berlin / Stipendienfonds
Der Stipendienfonds des Waldorfseminars in Berlin erhielt einen Zuschuss.
LAG Schleswig-Holstein / Verbreiterung der inklusiven Praxis
Es handelt sich um ein Folgeprojekt des von uns über drei Jahre mitfinanzierten Projektes „Verbreiterung inklusiver Praxis“. Die begonnene Einführung der Inklusion an den Waldorfschulen in Schleswig-Holstein soll weiter ausgebaut werden. Dabei sollen insbesondere folgende Fragen untersucht werden: Was brauchen die einzelnen Kolleginnen und Kollegen in ihren Klassen, die begonnen haben, inklusiv zu beschulen, an Unterstützung und welche Aus-, Weiter- und Fortbildungen müssen entwickelt und angeboten werden? Wie können die notwendigen Hospitationen und Mentorierungen (inklusive der Schulung der Mentorinnen und Mentoren) sichergestellt werden?
Mit der Förderung wird die Teilfreistellung einer Kollegin unterstützt, die die schulübergreifende Bearbeitung der genannten Fragen koordiniert und vorantreibt.